Quer durch die Alpen billig telefonieren und surfen ist kein Problem. Wenn man die richtigen Tipps und Tricks kennt. Von Stefan Scheurer

 

 

Tip 1: Billig, einfach und praktisch:

Mit Notebook und Handy per Highspeed ins Internet

 

Warum kommt eigentlich auf einer ordentlichen Fliegertour keiner mehr am Internet vorbei? Vielleicht, weil jede Tour bekanntlich das selbe Problem hat: Wie ist das Wetter? Ziehen wir weiter oder hören wir auf den Einheimischen am vernebelten Startplatz: (“...hier geht’s sonst immer...”).

 

Internet ist immer noch das Medium der Wahl zum Wetter-kucken, aber Internet war bisher nur den Profi-Informatikern mit dem seltsamen Fachjargon vorbehalten. Per WLAN-Sniffer und Wardriving hacken die sich dann irgendwo ein. Das funktioniert seltener als sie zugeben und ist oft nicht ganz legal. Wenn auch Sie mit diesen Fachbegriffen nichts anfangen können, dann schlage ich hier eine neue einfache Methode vor, von der selbst Profi-Freaks noch kaum Notiz genommen haben:

 

Internet per Notebook und High-Speed-Handy. Größte Mankos bisher: Diese Surferei mit dem Handy im Ausland war bisher unbezahlbar, ziemlich langsam und ausserdem waren Notebooks lange Zeit wenig verbreitet. All das hat sich geändert. Jeder dritte PC, der derzeit in Deutschland gekauft wird ist ein Notebook und durch einen Trick kommen Notebookbesitzer per Handy ins Internet. Meistens sogar mit High-Speed.

 

Nur eine mögliche SIM-Karte

 

Das wichtigste ist die richtige Karte für’s Handy (SIM-Karte). Der einzige Anbieter, der derzeit attraktive Preise für‘s europaweite Internetsurfen hat ist der italienische Netzbetreiber WIND. Die Option “Mega no Limit” ermöglicht es, in praktisch ganz Europa für 20 Euro pro Monat 200 Mbyte zu surfen. Das ist bisher auf dem Handymarkt ohne gleichen, denn wer das mit einer deutschen SIM-Karte probiert ist etwa 3000 Euro los. Bezahlt werden diese 20 Euro immer für 4 Wochen, die Sie selbst bestimmen können. Wer nicht unterwegs ist, schaltet die Option per SMS einfach aus und die Karte liegt brach. Fährt man in Urlaub, schaltet man die Option wieder ein und hat für die nächsten 4 Wochen für 20 Euro wieder 200 Mbyte Guthaben. So einfach ist das, wenn die Karte mal läuft.

 

200 Mbyte erscheint wenig, aber damit kommt man weiter als man denkt. Meine Erfahrung ist, dass ein 2-wöchiger Gleitschirm-Tripp quer durch die Alpen etwa 150 Mbyte verbraucht hat – und das bei intensivem, täglichen Surfen mit Profi-Wetterkarten und Emails. Übrigens: In Italien sind 1000 Mbyte inklusive, das entspricht schon fast einem einfachen DSL-Volumentarif.

 

 

So geht’s: Beispiel Nokia 6230i und Notebook

 

Dieses Handy gehört zu den meistverkauften Handys der letzten zwei Jahre. Per Bluetooth wird es mit dem Notebook verbunden. In das Handy kommt die Wind-SIM-Karte. Die Option “Mega No Limit” muss 24 Stunden vorher aktiviert werden. Auf das Notebook kommt die Nokia-Software “Data-Suite”. Dort gibt man Wind als Netzbetreiber ein (egal in welchem europäischen Land man sich aufhält). Dann drückt man auf “Internetverbindung herstellen” und fühlt sich wie Boris Becker: Man ist “drin”.

 

Wer das mal in einem kleinen, abgelegenen Mini-Seitental im Matratzenlager ausprobiert hat (beispielsweise in Wasserauen, bestehend aus einem Bahnhof, einem Gasthof und einer Bergbahn), der kann es kaum glauben, daß es so einfach funktioniert.

 

Highspeed über’s Handy?

 

Das ist die größte Überraschung: Wahrscheinlich können Sie einfach Ihr aktuelles Handy nutzen. Das Handy muss die Möglichkeit haben, an’s Notebook angeschlossen zu werden. Viele aktuelle Handys machen das Drahtlos über “Bluetooth” (steht in der Bedienungsanleitung) – manchmal geht’s auch einfach über Kabel. Diese Handys sind dann oft auch “datenfähig”, das heisst, sie geben die Daten aus dem Internet einfach an das Notebook weiter. Also: Surfen wie immer auf dem Computer. Drei verschiedene Daten-Normen gibt es für das Surfen mit der WIND-Karte:

 

-        GPRS: Hat fast jedes Handy, leider eher langsam

-        EDGE: Fast so schnell wie einfaches UMTS. Gute Handys haben Edge und der gesamte Alpenraum ist mit Edge selbst im letzten Tal ausgebaut.

-        UMTS: Hat den privaten Markt immer noch nicht richtig erreicht, außerdem ist die Netzabdeckung immer noch miserabel.

 

Also ist EDGE die besten Wahl für alle, die in Europa mit der Wind-Karte im Internet unterwegs sind. Und genau das geht mit vielen herkömmlichen Handys - Nokia Handys sind zu bevorzugen. Per manueller Auswahl am Handy sucht man sich nun einfach ein Netz mit High-Speed-Zugang aus. In Österreich beispielsweise A1, in der Schweiz klappt es am besten mit Swisscom. Manche Handys zeigen an, daß sie mit Edge surfen (beim Nokia 6280 beispielsweise wird das G von GPRS plötzlich zum E für EDGE). Und dann ist man auch schon drin – und zwar richtig schnell.

 

Woher bekomme ich die Karte?

 

Ist die italienische WIND-Karte einmal eingerichtet ist alles wirklich einfach - die Karte zu bekommen, ist manchmal etwas kniffelig. Einzige sinnvolle Möglichkeit für Deutsche ist der Bezug über einen Zwischenhändler bei Ebay. Für knapp 30 Euro bekommt man die Karte und die (vorbildliche) Bedienungsanleitung. Ist die Karte da, muss sie freigeschalten werden. Zwei italienische Websites sind hierzu zu besuchen. Ein paar Eingaben und 24 Stunden später ist die ganz normale italienische SIM-Karte freigeschaltet. Noch ist kaum Guthaben drauf. Also: Guthaben drauf laden (beispielsweise per Kreditkarte), dann den Surf-Tarif “Mega No Limit” immer nur bei Bedarf für 4 Wochen einschalten. Nach dem Urlaub per SMS wieder ausschalten. Fertig.

 

Wenn es doch zu kompliziert wird:

 

Ja, ein bisschen Bastelei gehört dazu, aber man muss bei weitem kein Technik-Freak sein. Trotzdem, wenn Sie Probleme haben, dann rate ich: Zwei Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis können helfen, die Anfangsprobleme in den Griff zu bekommen. Zum einen einer mit Italienisch-Kenntnissen, um die verschiedenen Felder im Internet zum Freischalten korrekt und vor allem schnell auszufüllen. Zum anderen einen Menschen, der sich ein bißchen mit Handy-Datenübertragung auskennt. Jeder hat normalerweise solche zwei Spezialisten im Freundeskreis, die gegen eine Kiste gespritzten Holunder gerne helfen.

 

 

 

Fazit:

Die Wind-Karte benötigt ein bißchen Geschick beim Freischalten wegen des vielen Italienisch und ein bißchen Geschick beim Einrichten mit dem Handy und dem Notebook. Aber danach findet man sich in einer neuen Welt wieder. Surfen, zuverlässig, fast wie zu Hause und selten mit Störungen. Wetterkarten und genaueste Prognosen im Urlaub werden plötzlich möglich, ohne die lokale Flugschule jeden Tag aufs Neue zu nerven. Und Spaß macht das ganze natürlich auch.

Der deutsche Ebay-Verkäufer sitzt übrigens in Italien und gibt per Mail auch Tipps. In dem ein- oder anderen Internetforum stehen außerdem die meisten Antworten auf die obigen Fragen. Und noch einen Vorteil hat das ganze: Die Karte geht natürlich auch in Deutschland, EDGE beispielsweise bei T-Mobil. Überall-Surfen ist also kein Thema mehr.

 

Die spezielle Wind-Aktion ist zeitlich begrenzt bis Mitte 2007. Bisher hat es Wind immer so gehandhabt, diese Aktion jeweils um 1 Jahr zu verlängern. Insider schätzen, dass Mitte 2007 also nicht schluss ist.